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Wer oder was sind wir?

 

 

Die meisten Nachrichten, die uns täglich frei ins Haus flattern, die vergessen wir, weil sie uns nicht interessieren. Die Nachricht jedoch, daß im Jahre 2011 in Deutschland mehr Rüstungsgüter produziert und verkauft wurden als je zuvor, würgt und quält mich, und liegt mir seit längerem wie eine unverdaute Kost im Magen. Ja, sie läßt mich immer wieder aufstoßen, weil, wie mir scheint, sich in ihr ein Geist verbirgt, der mir erzählen will, daß eine florierende Rüstungsindustrie ein Garant für Wohlstand, Arbeit und Brot des Volkes sei, zugleich aber verschweigt, daß: Was des einen Brot, des anderen Tod ist. Darum frage ich: Was ist das für ein Geist der mir da hinterhältig ein Bild von einer schönen heilen Welt vorgaukeln möchte, und dabei die Greueltaten verschweigt, die Menschen täglich weltweit mit diesen Waffen anrichten.

Ein achtens- und ehrenswerter Geist ist es wohl kaum. Mir graust: Denn unter dieser Ebene kann doch nur ein bezahlter, einseitig klug dressierter aber in sich beschränkter egoistischer Geist sein Unwesen treiben.

Sicher die Produktion und der Handel mit Waffen ist ein Mordsgeschäft. Es beschert den Händlern, den Aktionären und den Bossen in den Vorstandsetagen dieser Fabrikationsstätten Reichtum und Wohlstand, aber auch den Angestellten und Arbeitern dieser Werke das tägliche Brot.

Wo aber Gewehre, Panzer und Kanonen gekauft werden, um einen Machtwahn zu frönen, da sind sie die Werkzeuge für Mord, Raub, Plünderungen und Vertreibungen. Ebenso da, wo sie benutzt werden, um die Machtinteressen einzelner Gruppen zu sichern und auszuweiten.

Was die dressierten Schergen in einer Diktatur, mit ihren Waffen anrichten können, haben wir im dritten Reich erlebt. Aber wir haben in den vergangenen Jahren auch zugesehen, wie die bewaffneten Militärs in China, im Kaukasus, in Kambodscha, Uganda im Kongo, in Libyen, Syrien und Mittelamerika - um nur einige zu nennen - gemordet, gefoltert, geplündert und geraubt haben. Zudem wir sollten uns auch noch gut an die Massaker in Chile erinnern, und an die brutalen Machenschaften im Irak, den Einsatz von Giftgas gegen die Kurden.

Nicht minder sinnlos und grausam waren die Folgen der Kriege in den Staaten, in denen Diktatoren von fremden Mächten und ihren Intereressen, zusammengeschossen wurden.

Und bedenkt man zu dem, daß der Palästinakonflikt nicht nur den Israelis und den Palästinensern viel Leid beschert, sondern auch Milliarden und Abermilliarden gekostet hat, dann stellt sich doch die Frage: Wie viel Schmerz wäre den Menschen in Nahost erspart geblieben, wenn man diese Gelder statt für Waffen, für ein friedliches Zusammenleben der Menschen verwendet hätte?

Gut, das Bestreben der Juden in einem Land zu leben, in dem sie keiner gesteuerten Willkür ausgesetzt sind, war und ist verständlich. Ob sie den richtigen Weg eingeschlagen haben, um ihr Ziel zu erreichen, kann man bezweifeln, läßt sich jedoch nicht beantworten.

Hierzu ein Absatz aus dem Buch 'Die Warburgs', Seite 376 :
1929 sagte Albert Einstein zum Konflikt zwischen den Juden, die sich für eine friedliche Lösung der Schwierigkeiten mit den Arabern aussprachen, und den Zionisten, die nicht bereit waren, auch nur einen Zollbreit von ihrer Linie abzugehen: "Falls wir keine Möglichkeit finden, mit den Arabern zusammenzuarbeiten, haben wir nichts aus unserem 2000-jährigen Leidensweg gelernt, und verdienen unser Schicksal."
(Das Zitat wurde dem Buch ‚Die Warburgs' Seite 376 entnommen.)

Sicherlich, auch für eine friedliche Lösung des Palästinaproblems hätten die Schuldbeladenen zu zahlen gehabt. Aber es hätte sicherlich nur einen Bruchteil von dem gekostet, als die Wege, die die Zionisten gegangen, um den jungen Staat ein Fundament zu schütten, auf dem man auch nach mehr als 60 Jahren noch kein Monument errichten kann.

Zugegeben, die Antworten auf die politischen Entscheidungen, Sein oder Nichtsein, Krieg oder Frieden, sind immer in der Zukunft verborgen. Aber so oft uns die Zukunft dann eine Antwort gegeben, hat sie stets geheißen: Der Krieg war ein sinnloses Blutvergießen und einschwachsinniges vergeuden von Materialien. Im letzten Jahrhundert aber haben die Kriege zudem die Prunkalleen der mächtigen Kriegsgötter, die die Regierungen regieren, mit goldenen Steinen gepflastert.

Diese Betrachtung offenbart zugleich ein weiteres Rätsel. Nämlich, die Frage: Wie ist es möglich, daß sich die Völker, ganz gleich welcher Nation, immer wieder blind gehorchend, wie dressierte Horden, von einem Unglück in das andere stürzen oder jagen lassen.

Geradezu ein lebendiges Beispiel stupider Herdenfolgsamkeit ist die deutsche Geschichte des letzten Jahrhunderts bis in die Gegenwart.

1914 glaubten das Volk dem Kaiser, der schon im stillen mit dem Titel 'Der Große' liebäugelte, und zogen, der Marschmusik folgend, mit wehenden Fahnen für das heilige Vaterland, in den Krieg.

1916/17 haben sie den Steckrübenwinter klaglos wie eine Strafe von höherer Gewalt ertragen.

1918 war der Krieg verloren. Der Kaiser dankte ab. In den folgenden Jahren gebar das unmöglich zu erfüllende Friedensdiktat die Inflation. Es folgte die Wirtschaftskrise. Das Volk verarmte. Bitterste Not trieb die Menschen auf die Straßen. Hilfslose, zum Teil auch einfältige Möchtegernhelden wiesen sich gegenseitig die Schuld zu. Mord und Totschlag - Land auf Land ab.

1933 flatterte eine neue Fahne des heiligen Vaterlandes über den Trümmern der Vergangenheit und gaukelte, den des Leidens müden Menschen vor, sie in eine bessere Zukunft zu führen. Anfangserfolge verblendeten die Geister, und die Massen liefen ihr nach.

1939 waren der 1. Weltkrieg und seine Folgen vergessen. Man marschierte wieder gehorsam und folgte erneut dem ‚Ruf zu den Waffen'. Wieder zog man für das Vaterland, die Nationale Ehre und das Herrendenken einer Regierung in den Krieg. Erste Triumphe waren de Kost für Übermut und Stolz.

1942, im Herbst, stieß das Arika-Korps in El Alamein an seine Grenzen und gut fünf Monate danach erlebte die Ostfron in Stalingrad ihr Waterloo. Fortan wurde sichtbar, daß der Krieg nicht zu gewinnen war, und seine Fortführung nur noch eine sinnlose Zerstörung und ein unnötiges Blutvergießen nach sich ziehen konnte. Trotzdem proklamierte ein gutes Jahr später ein Sprachrohr des Despoten noch den totalen Krieg, und das Volk das jubelte.

1945 war der Krieg verloren und alle Deutschen schrieen: "Nie wieder Krieg."

1949 waren die Väter des Grundgesetzes gegen eine Wiederbewaffnung des Landes. Schon einige Jahre später blies - Interessen folgend - der Wind aus der entgegengesetzten Richtung. Die Wiederaufrüstung und die Wehrpflicht wurde beschlossen. Das Grundgesetz wurde geändert, und die 18jähren nach D.G.B. volljährig. Damit waren die erziehungsberechtigten Väter entmachtet - die wußten was Militär und Krieg heißt und ihre Jungen davor bewahren wollten. Und ein Politiker der vorher noch krakelt hatte: "Lieber lasse ich mir die rechte Hand abhacken, als daß ein Deutscher wieder gezwungen wird, gegen seinen Willen eine Waffe in die Hand zu nehmen, wurde Verteidigungsminister und beschimpfte nun herabwürdigend die Jungen, die Rückgrat und Gewissen zeigten. Nicht stramm stehen und nicht `jawohl´ sagen wollten.

Noch im gleichen Jahr hatten wir zwei deutsche Staaten und zwei deutsche Regierungen. Schon einige Jahre später gab es, im nun geteilten Land, nur noch schlechte und gute Menschen. Die guten lebten stets auf der eigenen Seite der Elbe, die schlechten an der anderen Seite des Ufers. Die einen wurden mit `Neues Deutschland´ gemästet und lernten den Stechschritt in der Volksarmee. Politisch unliebsame Menschen wurden gefoltert und ermordet, und auf Flüchtlinge wurde geschossen. Die anderen wurden mit der Bildzeitung fettgefüttert und marschierten in der Bundeswehr. Das `Jawohl!´ und `zu Befehl!´ forderte wieder bedingungslosen Gehorsam und schallte über alle Kasernenhöfe zwischen der Oder und dem Rhein.

Angesichts dieser Fakten wage ich zu fragen: Wer bin ich? Wer sind wir? Ja, wer sind wir, die Menschen, die Völker dieser Erde, die sich einerseits für klug halten, Stolz auf ihre Kultur und ihre geistigen Kenntnisse sind, anderseits aber nicht mehr Verstand besitzen, als eine Meute abgerichteter Hunde, als wilde Tiere, die für einen bestimmten Zweck aufgezogen und dressiert wurden.

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