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  Das Beste vom Apfel

 

 

Der Tag war warm, der Steward hatte dem Lotsen das Essen auf die Brücke gebracht — als Nachtisch einen Apfel. Den nahm er nun, stiefelte damit in die Brückennock, klappte sein Taschenmesser auf und begann, den Apfel langsam, fast bedächtig, zu schälen. Es machte ihm offensichtlich Spaß, die Schale nicht abreißen zu lassen. Der Kapitän beobachtete ihn. Nach einer Weile aber fragte er still lächelnd: "Was nun, Lotse was machen Sie denn da?"
Der Lotse blickte auf und sah den Kapitän fragend an: "Was ich tue? — Na, das sehen Sie doch, ich schäle den Apfel." —
" Ja, eben, und das wundert mich." —
"Ja so? Nu sagen Sie, Kaptein, was gibt es da zu wundern, wenn ich den Apfel schäle, Sie machen mich neugierig." —
"Neugierig! Nu wird's bunt. Man schält doch keinen Apfel, denn gerade unter der Schale, da sind doch die Vitamine, und die sind doch das beste vom Apfel, das haben wir doch schon in der Schule gelernt.
Der Lotse tat verlegen, als hätte ihn der Alte bei einer Untat überrascht. Ja, es sah fast aus, als plage ihn nun ein schlechtes Gewissen. Dann jedoch verdrehte er die Augen, sah den Kapitän ein wenig schielend von der Seite an, machte ein wichtiges Gesicht, nickte einige Male, erhob die Hand, streckte den Finger und sagte: "Genau, das ist es, darum schäle ich ja auch den Apfel."
Nun machte der Kapitän ein dummes Gesicht. Der Lotse aber zeigte ihm seine großen Zähne, leckte seinen Bart, griente ein wenig hinterhältig, müffelte die Schale, wie ein Hase, und warf den geschälten Apfel in hohem Bogen außenbords.

Aus dem Buch 'Hinter dem Ruder'

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